Sonntag, 3. Juli 2011

Kennenlernen der Giganten

Die Nächte im Auto werden immer wärmer, was natürlich auch an der Außentemperatur liegt. Wir sind immerhin schon im 2-stelligen Bereich angekommen. 

Morgens hieß es dann erst Zähneputzen am See und dann gings weiter nach Husavik, wo ich am Vortag eine Waltour ganz bequem übers Internet gebucht habe (wer sich wundert, wir haben auf der ganzen Insel bis jetzt sehr hervorragendes Internet mit der isländischen Handykarte gehabt, selbst in menschenleere Gegenden war die Verbindung meist besser als in Deutschland. Da können wir noch was von lernen.) Husavik ist DER Ort für Waltouren. Beide ortsansässigen Veranstalter schreiben sich auf die Fahne 95-99% erfolgreich (also einen Wal bei der Tour zu sehen).
Auf dem Weg rief mich eine Mitarbeiterin von North Sailing, unserem Veranstalter, an um zu sagen, dass unser gewähltes Boot später ausläuft oder ob wir lieber auf die frühere Tour umbuchen wollen, dann müssen wir in 15 Minuten da sein. Wir waren schon kurz vor der „Stadt“ und so entschieden wir uns wir die frühere Tour um danach noch etwas Zeit für andere Sachen zu haben.
Als ich im Verkaufshäuschen eincheckte fragte jemand neben uns, ob er das Ticket beim nächsten Mal wieder benutzen könne, weil sie bei ihrer Tour keine Wale gesehen hätten… Das machte ja Optimismus für unsere Tour, aber da es die erste Tour des Tages war, hatte es ja nichts zu sagen.

Wir bestiegen dann den ehemaligen Fischerkahn Bjössi Sör, wo außer uns noch Spanier, Holländer, Österreicher, Schweizer, Franzosen, Amis, Japaner und Schotten einstiegen (das wurde dann auf der Tour abgefragt). Wir waren ca. 25 Passagiere. Tino und ich schnappten uns einen Platz am Bug und zogen erstmal die gestellte Schutzkleidung an. Ich hatte nen tollen 66° north Anzug an und Tino, der nur zu kleine Overalls fand, gab sich schließlich mit nem geilen orangenen Regenmantel zufrieden.



So schipperten wir auf See. 

Wir hatten echt dollen Seegang (was auf den Fotos nicht so rüber kommt). Boot schaukelte über die hohen Wellen. Ich hatte eine strategisch günstige Position gefunden, in der ich mich mit dem Bein einharken konnte und so die Hände frei für die Kamera hatte. Unser Guide hat das alles ganz nett gemacht, auf der langen Fahrt, wo erst mal nichts passierte, entertaint und einige Sachen erklärt. 

Außerdem sollen wir alle aufpassen und nach Fontänen und Flossen Ausschau halten. Die Codeworte waren dann die Richtung der Sichtung Das Bug stellte 12Uhr dar, das Heck 6 Uhr und so ging es wie die Uhr drumrum.
Ich sah beim Ausschau halten das erste Mal Papageitaucher, die ich mir immer viel größer vorgestellt hatte. Sie schwammen neben dem Boot und tauchten erschreckt unter, wenn wir ihnen zu nah kamen.
Immer wieder erzählte unsere Führerin von Sichtungen auf anderen Schiffen in der Lagune und der Kapitän schlug dann die Route dahin ein.

Dann gab es bei uns die erste Sichtung und Aufregung kam ins Boot. Flossen 11 Uhr (ha, wie gut, dass wir da standen). Es war eine Gruppe Weißschnauzen Delfine, die auch etwas am Boot lang schwammen, aber es war gar nicht so einfach zu erkennen, wo sie als nächstes auftauchen würden.



Irgendwann verloren wir ihre Spur und es hieß wieder warten und schauen.
Auf einmal brüllte ein Österreicher neben uns HELP! Als ich mich umguckte sah ich seine Freundin schon umkippen. WE NEED HELP! Ich bin ja sonst eher die jenige, die schwarz sieht und ich fand es echt erschreckend in die offenen, leeren Augen zu gucken. Sie wurde aber weich aufgefangen und eine Holländerin stellte sich als Ärztin raus und nach ner knappen Minute war sie wieder ansprechbar. Sie habe das wohl öfter, wenn sie zu viel steht. Die restliche Fahrt saß sie nur noch auf dem Deck.
Es ging gleich actionreich weiter, als ein großer „Sprout“ gesichtet wurde. Kurz darauf tauchte kurz ein langer Rücken auf. Die Führerin jubelte, dass sie diese Art vorher noch nie life gesehen habe und sie arbeite schon 3 Jahre in den Booten, ein Finnwal. 

Das zweitgrößte Tier der Erde. Sofort kamen weitere Boote an und es war schon irgendwie komisch, wie wir auf eine Art „Walfang“ gingen. Wo taucht der Wal als nächstes auf, der Kapitän von jedem Boot (es waren 3 andere) wollte seinen Passagieren die beste Sicht bringen. 
Der Finnwal tauchte dann noch mal knapp 20m neben unserem Boot auf spie eine Fontane in die Luft und tauchte eindrucksvoll wieder ab.

Unser Boot machte sich dann auf die Heimfahrt. So schnell können 3 Stunden vergehen. Zum Abschluß gab es noch heiße Schokolade und leckere Zimtschnecken, die Tino nicht zu würdigen wusste und mir überließ (welch Glück für mich!).




Als ich dann meinen Overall im Hafen auszog, merkte ich wie kalt es eigentlich war.
Wir gingen dann anschließend noch ins Walmuseum um „unseren“ Wal noch mal genauer kennenlernen zu können.
Das Museum war echt interessant. Es zeigte Walskelette, die alle eine isländische Geschichte hatten (also wo gefunden usw.), dann wie Walknochen von Isländern benutzt wurden (als Verschluss für Pferdezubehör, die riesigen Schulterblätter der Blauwale auch zum Hausbau usw.), die Geschichte des Walfangs und die Geschichte von Keiko („Free Willy“), der ja versucht wurde in Island wieder ausgewildert zu werden. 



Beeindruckt war ich von den Barten der Wale, die ich nicht auf Anhieb identifizieren konnte und das Paarungsverhalten von einigen Arten.



Anschließend verließen wir das ganz nette Husavik Richtung Süden...



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen